Unser Chronist Edgar Bublik berichtet über die Geschichte des ASC Wien
Der ASC wird im Jahre 2017 seinen 70. Geburtstag begehen, und wir werden den Anlass sicher gebührend feiern. Das genaue Geburtsdatum festzulegen ist freilich nicht so einfach!
Gehen wir von Dokumenten aus, dann fand die Gründungsversammlung eines „Akademischen Sportclubs Sektion Schilauf“, am 4. Dezember 1947 statt. Als erster Sektionsleiter für den Schilauf wurde Wilfried Meesen vorgeschlagen. Diese Sektion wurde auch bald darauf aktiv. An der 1. Vollversammlung am 9. Dezember 1947 nahmen 30 am Schilauf interessierte Kolleginnen und Kollegen teil. Da sich nach einigen Jahren aber herausstellte, dass die Schisektion die einzige im Gesamtverein blieb, wurde als Konsequenz in zwei Generalversammlungen am 11. Oktober 1951 der Akademische Sportclub aufgelöst und eine halbe Stunde später der „Akademische Schiclub Wien“ gegründet. Zum ersten Präsidenten des neu konstituierten Vereins wurde der bisherige Sektionsleiter Dipl.- Ing. Helmut Rössel gewählt. Unter seiner Leitung zwischen 1948 und 1960 wurden Pläne im Angriff genommen und Ideen verwirklicht, die das Selbstverständnis des ASC auf Jahrzehnte prägen sollten.
Für historisch Interessierte sei erwähnt, dass bereits 1908 ein Akademischer Ski-Club Wien gegründet wurde, der mit sieben anderen Vereinen am 23. Oktober 1913 an der Wiege des Ski-Verbandes für das Land unter der Enns stand (dessen Teil Wien damals war). Die durchaus erfolgreiche Vita unseres Vorfahren lässt sich in den Siegerlisten der dreißiger Jahre, insbesondere bei Akademischen Meisterschaften, verfolgen. Nach dem Verlust der Selbständigkeit Österreichs im März 1938 wurden alle akademischen Vereine und Korporationen aufgelöst und in den NS-Studentenbund eingegliedert, womit sich alle Spuren verlieren.
Als der zweite Weltkrieg vorbei war, hatten die wenigen überlebenden oder aus der Gefangenschaft heimkehrenden so genannten „Alten Herren“ (um einen Studentenbegriff zu verwenden), andere Sorgen, als sich mit dem Wieder- oder Neugründen von Akademischen Sportvereinen zu befassen, weshalb einer neuen Generation von Studienanfängern die Initiative zufiel. Das erklärt, wieso der ASC etwa ein Jahrzehnt lang ein reiner Studentenklub blieb (Studentinnen sind immer mitgemeint), bis nach und nach Studien abgeschlossen und Familien gegründet wurden.
Kehren wir zu den rund 30 skibegeisterten Studenten im Dezember 1947 zurück.
Ein erster Rennläuferkurs wurde noch im gleichen Monat in Radstadt abgehalten. Zusammen mit der Österreichischen Hochschülerschaft wurden im ersten Winter an fünf Standorten Studentenskikurse mit insgesamt rund 500 Teilnehmern (davon 200 Studenten aus Italien) abgehalten.
Das wichtigste Rennen in der Saison 1947/48, an dem einige Mitglieder schon erfolgreich teilnahmen, waren von 30.1. – 1.2. 1948 die Landesmeisterschaften von Wien und Niederösterreich in Mariazell. Es gab eine eigene Wertung für Akademiker und Studenten, so wurden sie durchaus zu Recht auch als Akademische Meisterschaften von Wien gewertet. 18 Herren und 3 Damen vom AkSK Sektion Skilauf waren am Start, es ist also nicht übertrieben, festzustellen, dass so gut wie alle Mitglieder der ersten Generation am Wettkampf interessiert waren. Besonders erfolgreich waren Trude Klecker und Traute Moebius bei den Damen sowie Arnulf Fritsch, Friedl Meesen, Erich Pavlaska und Kurt Weberberger bei den Herren.
Das erste selbst organisierte Rennen des jungen Clubs, ein Riesentorlauf am Himmelhof oberhalb von Hacking bei Ober St. Veit am 29. Februar 1948, war als Werbeveranstaltung für Wiener Mittelschüler gedacht. Von den mehr als 90 Teilnehmern fanden dann auch wirklich viele den Weg zu uns.
Ein Wort noch zu den materiellen Schwierigkeiten im Anfangswinter 1947/48. Die verwendeten Ski stammten oft noch aus der Vorkriegszeit von den Eltern, soweit deren Eschenbretteln nicht nach Aufrufen für den Winterkrieg in Russland 1941/42 gespendet worden waren. Die bekamen nun Stahlkanten und eine erste Kabelbindung und los gings auf den selbstgewachselten Bretteln. So half eine Aktion der Wiener Hochschülerschaft, die von der Wiener Tischlerei Berger zwanzig Paar Ski erzeugen ließ, die offiziell nur ausgeliehen wurden. Auch die Verpflegung auf den Kursen ließ noch sehr zu wünschen übrig.
Im zweiten Winter nach den Weihnachtstagen1948 veranstalteten wir bereits einen Trainingskurs mit 50 Teilnehmern in Kirchberg in Tirol, verteilt auf Privatquartiere, und einem gemeinsamen Treff mit Abendessen beim Unterrainwirt. Der Kurs diente zur Vorbereitung auf die „Akademischen Meisterschaften von Österreich mit internationaler Beteiligung“ von 7. bis 9. Jänner 1949 in Kitzbühel. Die Studenten zählten damals zu den Leistungsträgern im Skisport, und Akademische Weltmeisterschaften galten als sportliche Großereignisse, über die die Medien ausführlich berichteten. Die etwas verkürzte Hahnenkammabfahrt sah bei 114 Startern Egon Schöpf in 2:06 bei den Herren und Erika Mahringer in 2:17 bei den Damen voran. Unsere Trude Klecker wurde 3., Traute Möbius 7.
Ab September 1951 wurde als Vorbereitung auf die Skisaison ein Hallentraining in der Fuhrmannsgasse 18 a eingeführt, ein beliebtes Angebot, das in verschiedensten Formen über die Jahrzehnte aufrechterhalten werden konnte.
Der nächste historisch nennenswerte Trainingskurs fand zum Jahreswechsel 1951/52 in Mitterbach bei Mariazell statt. Die Klubgeschichte nahm eine Wende.
Auslösende Ursache war die Suche nach einem preiswerten Skigebiet näher zum Studienort Wien. Die wirtschaftliche Situation im Lande hatte sich gebessert, im Westen hatte ein Boom eingesetzt, mehrere neue Skiorte wurden eröffnet und Aufstiegshilfen gebaut. Die Nachfrage, nun auch aus dem Ausland, überstieg aber das Angebot. Dort also noch einen Studentenkurs abzuhalten, schien unerschwinglich. Das gesuchte Gebiet sollte auch übers Wochenende mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein, da keiner der Studenten noch einen eigenen PKW besaß. Wir fanden Mitterbach. Die Quartiere waren zwar sehr einfach, kaum beheizbar, aber die Preise günstig.
Noch rechtzeitig vor Kursbeginn ging die untere Sektion des Sesselliftes auf die Gemeindealm bis zum Bodenbauereck in Betrieb. Von der Mittelstation konnte man bequem das Wiesmat zu Fuß erreichen, einen schneesicheren, zum Slalomtraining geeigneten Hang. Nachdem ein Weiterbau des Sessellifts bis zum Gipfel beim Terzerhaus feststand, kam Mitgliedern die Idee, in der Nähe der Talstation eine eigene Skihütte als Basis für Kurse zu errichten.
Nach vorangegangenen Finanzierungs- und Bauplanungen wurde ein Grundstück erworben. Nach dem Beschluss der Hauptversammlung vom 10. April 1953, wurde mit dem Bau begonnnen. Es war ein Gemeinschaftswerk, so ziemlich alle Mitglieder waren mehrere Male bei Arbeitseinsätzen, manche verbrachten Teile der Sommerferien auf der Baustelle. Die Baubegeisterung war ansteckend und ein wahres Phänomen! Als kleines Dankeschön des Clubs wurden nach Bauende Bons für Gratis-Übernachtungen im neuen Heim verteilt. Nur wenige Gewerke mussten von Fachfirmen besorgt werden. Der letzte Nagel wurde gerade eingeschlagen, als nach vier Sommern Bauzeit gegen Mittag des 25. Dezember 1956 der erste Teilnehmer am ersten Kurs das Heim betrat.
Das Haus ermöglichte es dem ASC nun über viele Jahre, Weihnachts- Semester- und Osterkurse abzuhalten, war Basis der jährlichen Klubmeisterschaften und anderer Skirennen, konnte auch an Wochenenden von Mitgliedern benützt werden und wurde in den restlichen Winterwochen von Schulskikursen gebucht. Inzwischen hatten viele der ursprünglichen Mitglieder nach Abschluss der Studien Familien gegründet. So wurde das Heim zu einem Ort der Begegnung, wo auch die Kinder gerne weilten. Nirgendwo anders hätten sie nach dem Skifahren abends freier herumtollen können. Der Familienclub entstand, Freundschaften und Ehen nahmen in Mitterbach ihren Anfang. Die Erinnerung an das Haus in Mitterbach ist noch einigen Generationen gewärtig.
Die gleichen Familiennamen tauchen immer wieder in den Annalen auf.
Gestützt auf unsere Basis Mitterbach erfolgte im Winter 1958 ein weiterer Schritt in der Mitgliederwerbung. Der ASC veranstaltete in den Osterferien einen in den Medien angekündigten alpinen Talentesuchkurs. Nach diversen Anmelde- und Qualifikationsschritten übten dann rund 200 Schüler unter Anleitung von 15 noch aktiven Rennläufern Slalom auf der Gemeindealm. Teils in den Schullandheimen Mariazell und Josefsberg untergebracht, wurden sie täglich mit Bussen zum Lift gefahren. Auch von diesen Jugendlichen fanden viele danach den Weg in unseren Club. Prof. Wilfried Meesen war Inspirator und Organisator dieses Events.
Jahre vergingen und die Zeit schritt weiter. Unsere Ansprüche an Unterbringung und Pistenvielfalt stiegen, die Einkommensverhältnisse nun beruflich erfolgreicher Akademiker erlaubten den Besuch weit entfernter, prestigeträchtiger Wintersportorte, die Schneesicherheit nahm ab. Was auch immer der Grund war: die Mitglieder nutzten immer seltener das Haus. Die Liftanlagen der Gemeindealm waren veraltet. Als dann noch die geplante totale Erneuerung hinausgeschoben wurde und die Einstellung des Betriebs drohte, entschlossen sich die Mitglieder des ASC, das Haus zu verkaufen und den Erlös in einem Fonds zu veranlagen, der weiterhin laufend Mittel zur Unterstützung des sportlichen Geschehens im Club erwirtschaften würde. Dieser für die Mitglieder der Gründergeneration bittere Verkaufsbeschluss wurde am 27. Oktober 1993 gefasst. 37 Jahre Kurse im eigenen Heim waren zu Ende.
Als größte sportliche Veranstaltung des ASC galten über viele Jahre die Rennen um die Burschik – Pokale. Dipl.-Kfm. Leonhard Specht, Juniorchef einer Wermutweinkellerei und ein Skilaufbesessener, hatte 1954 die Idee, auch im Osten des Bundesgebiets ein Skirennen unter Beteiligung internationaler Eliteläufer zu veranstalten. So wollte man den hiesigen Spitzenläufern eine Vergleichsmöglichkeit bei gleichen Bedingungen geben. Die Rennkalender dieser Zeit waren noch sehr mager. Neben den WM und Olympiaden gab es wenige internationale Ereignisse, etwa das Kandaharrennen oder die Abfahrten von Kitzbühel und Wengen, ansonsten nur nationale Veranstaltungen. Was man sich ja heute nicht mehr vorstellen kann – es gab einmal eine Zeit ohne Weltcuprennen um Kristallkugeln, ohne einen internationalen Wettbewerb in dichter zeitlicher Abfolge mit weltumspannenden Großereignissen, den der Sportjournalist Serge Lang erst 1967 ins Leben gerufen hat, die Geburt des Profiskilaufs, gewissermaßen eine Formel 1 des Skisports.
Die Burschik-Pokalrennen wurden zwischen 1954 und 1970 fünfzehn Mal ausgetragen, die Mitglieder des ASC stellten sich freiwillig bei Ersatz der Barauslagen zur Mitarbeit zur Verfügung, sonst wäre die Austragung nicht machbar gewesen.
Immerhin konnten einige der prominentesten Skiläufer ihrer Zeit an den Rennen teilnehmen und Pokale gewinnen, so etwa Anderl Molterer, Toni Sailer, Ernst Hinterseer, Walter Schuster, Pepi Stiegler, Gottfried Schafflinger, Franz Digruber bei den Herren und Luise Jaretz, Hilde Hofherr, Marianne Jahn, und Traudl Hecher bei den Damen.
An dieser Stelle der Geschichte des ASC kommt der Parallelslalom ins Spiel.
Der ASC beansprucht die Erfindung für sich und veranstaltete auch die ersten Bewerbe nach diesem Modus. So wurden die Burschik-Pokalrennen ab dem XII. Bewerb am 21. Februar 1967 als Parallelslaloms nach dem K.o. – System ausgetragen. Sie fanden auf der Hohen-Wand-Wiese in Mauerbach an der Wiener Landesgrenze statt.
Ab 1978 wurden auch Wiener Landesmeisterschaften im Parallelslalom ausgetragen-
Der ASC verfügte daher schon über einige Erfahrung in dieser Disziplin, und es gelang anlässlich des Hahnenkammrennens 1985, Serge Lang für die Idee zu gewinnen, den Parallelslalom in den Weltcup-Zirkus aufzunehmen.
So kam es zur Weltcup-Premiere am 6. Jänner 1986 in Mauerbach.
Am 3. Jänner 1986 stellte sich der Hang in Mauerbach noch als grüne Wiese dar. Mit der Erzeugung von Kunstschnee hatte man aber in der Technischen Versuchs- und Forschungsanstalt Arsenal rechtzeitig begonnen. Die Verteilung am Hang erfolgte mit Hubschraubern und einem Pistengerät. Das Rennen fand plangemäß statt. Vorbereitung und Abwicklung der Veranstaltung waren Meisterleistungen unseres Dipl. – Ing. Walter Mayerl.
Zur Geschichte eines nun bald 70 Jahre erfolgreichen Sportvereines gehören auch zahllose erfolgreiche Mitglieder. Aber sogar für eine gekürzte Liste fehlt hier der Raum. So beschränken wir uns auf die Nennung von Dr. phil Trude Klecker, Jg . 1926, WM-SL Aare 1954 etc., Mag. Dietlind Klos, Jg. 1946, Bronze Akad. WM. RSL Finnland 1970, 5 x Wiener M. etc., Traute Damborsky-Hacker, Jg. 1948, Bronze Akad. WM. SL. Finnland 1970, 3 x Wiener M. etc., Renate Schönberger-Hansluvka , Jg. 1943, 2 x Wasserski-WM SPR, 3 x Wiener M. etc.
Dietlind, Traute und Renate waren mit Mag. Roswitha Pawlik und Mag. Gertrud Matejowsky-Schönberger zusammen 15 Jahre die bislang erfolgreichste Mannschaft der Clubgeschichte. Sie gewannen miteinander und abwechselnd alles, was in Wien und Umgebung zu gewinnen war.
Bei den Herren ragt ein Läufer aus allen anderen hervor: Dipl.- Ing. Peter Krassel, Jg. 1941. Sein subjektiv größter Erfolg war ein 5. Platz im Riesentorlauf bei den Österreichischen Meisterschaften 1964 in St. Johann/Pongau, wobei er den damals am Höhepunkt seiner Karriere stehenden Karl Schranz auf den 6. Platz verwies. Seine Karriere scheint bis heute noch nicht zu Ende. Bei der Festschrift vor 20 Jahren zählten wir acht Wiener- und 22 ASC Meistertitel. Es dürften inzwischen noch einige dazu gekommen sein.
Bisherige Club-Jubiläen:
25 Jahre: Festlicher Abend am 24. November 1972 im Vienna Intercontinental
50 Jahre: Festlicher Abend am 29. November 1997 im Kursalon Stadtpark
Im November 1971 erschien die erste Nummer der ASC Clubmitteilungen.
Bis dahin gab es nur hektographierte Rundschreiben. Im September 2016 halten wir bei Nr.188 der Clubmitteilungen, die seit ihrer Nr. 1 viele redaktionelle und graphische Neuerungen erfuhren.
Der höchste Mitgliederstand wurde im Jahre 1976 mit 483 Personen erreicht, davon waren 100 Schüler und Jugendliche.